Meine tiefe Hirnstimulation
Teil 1 : Ein Überblick

Ein Bericht  von Jürgen Zender

   

Fast genau ein Jahr lang habe ich mich mit der Therapieoption einer tiefen Hirnstimulation für mich selbst beschäftigt, Informationen gesammelt, drei Tage in der Klinik verbracht, um meine Eignung testen zu lassen, Für und Wider, Chancen und Risiken gegeneinander abgewogen und nun ist es soweit: Am 16.11.2023 erhalte ich meine tiefe Hirnstimulation.
 
Meine Leser möchte ich daran mit einer mehrteiligen Dokumentation teilhaben lassen.
 

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) wird zunehmend zur Behandlung von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen eingesetzt. Diese Behandlungsmethode beinhaltet die Implantation von Elektroden in tiefe Hirnstrukturen, die mit einem Stromversorgungsgerät verbunden sind. Das Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird in die Brust implantiert. Es kann sowohl von Ärzten als auch vom Patienten ferngesteuert und angepasst werden.

Die Stimulationsparameter werden von einem Computer gesteuert, um Amplituden, Frequenzen und Impulsbreiten anzupassen. Häufige Ziele für THS bei Parkinson sind der Nucleus subthalamicus, der Globus pallidus interna und der ventrale intermediäre Kern des Thalamus.

 

 

Aktuelle Forschungen zeigen vielversprechende Ergebnisse für THS im Frühstadium der Parkinson-Krankheit. Eine fünfjährige Studie ergab, dass Patienten, die in den frühen Stadien THS erhielten, geringere Medikamentendosen benötigten und langfristige motorische Vorteile gegenüber einer Standardtherapie zeigten. Diese Studie deutet darauf hin, dass eine frühzeitige THS den Bedarf an komplexen Parkinson-Medikamenten reduzieren kann.

Fortschritte in der THS-Technologie haben zu einer erhöhten Flexibilität der Programmierung geführt, was die therapeutischen Vorteile potenziell verbessert.

Neue Entwicklungen, wie richtungsweisende THS-Elektroden, helfen, die Stromausbreitung auf Strukturen zu vermeiden, die Nebenwirkungen verursachen könnten. Die Kontrolle des Stroms zu einzelnen Kontakten auf einer THS-Elektrode ermöglicht es, das elektrische Feld zwischen mehreren aktiven Kontakten zu formen. Diese Fortschritte machen THS zu einer effektiven Behandlungsoption.

Immer mehr Experten auf diesem Gebiet haben in jüngster Zeit die neuesten Entwicklungen in der THS-Technologie hervorgehoben und ihre wachsende Bedeutung bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit betont. Die Forschung konzentriert sich auch darauf, THS zur Verbesserung von Balance, Gang und posturaler Instabilität bei Parkinson-Patienten zu verwenden, was den sich immer weiter entwickelnden Anwendungsbereich der THS zeigt.

Der operative Eingriff selbst umfasst mehrere Schlüsselschritte:

  1. Präoperative Bewertung und Planung: Vor der Operation erfolgt eine sorgfältige Auswahl der Patienten, da nicht jeder mit Parkinson für THS geeignet ist. Zu den Kriterien gehören unter anderem das Ansprechen auf Levodopa, die Art der Parkinson-Symptome und das Fehlen bestimmter kognitiver oder psychiatrischer Probleme. Bildgebende Verfahren wie MRI werden verwendet, um die genaue Zielregion im Gehirn zu identifizieren.
  2. Implantation der Elektroden: Unter lokaler oder allgemeiner Anästhesie werden kleine Löcher in den Schädel gebohrt. Dann werden Elektroden in das Gehirn eingeführt, typischerweise in den Nucleus subthalamicus oder den Globus pallidus interna, abhängig von den spezifischen Symptomen und Zielen der Behandlung. Die Platzierung der Elektroden wird oft durch intraoperative Tests und neurophysiologisches Monitoring verfeinert, um sicherzustellen, dass sie korrekt positioniert sind.
  3. Implantation des Impulsgenerators: In einem separaten Schritt, oft am selben Tag oder später, wird ein Impulsgenerator, ähnlich einem Herzschrittmacher, unter der Haut, meistens im Brustbereich oder manchmal im Unterbauch, implantiert. Dieses Gerät erzeugt die elektrischen Impulse, die an die Gehirnelektroden gesendet werden.
  4. Verbindung der Komponenten: Die Elektroden im Gehirn werden durch unter der Haut verlaufende Drähte mit dem Impulsgenerator verbunden.
  5. Programmierung und Einstellung des Geräts: Nach der Operation wird das Gerät programmiert und fein abgestimmt, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Dies erfolgt in der Regel einige Wochen nach der Operation, wenn der Patient sich von dem Eingriff erholt hat. Die Einstellungen können später angepasst werden, um Veränderungen in den Symptomen oder Nebenwirkungen zu berücksichtigen.
  6. Nachsorge und Anpassungen: Regelmäßige Nachsorge ist erforderlich, um die Geräteeinstellungen zu optimieren und um sicherzustellen, dass der Patient gut auf die Behandlung anspricht. Gegebenenfalls können Medikamente angepasst werden.

Dieser operative Eingriff ist komplex und erfordert ein multidisziplinäres Team von Neurochirurgen, Neurologen, spezialisierten Krankenschwestern und manchmal Neuropsychologen. THS bietet keine Heilung von Parkinson, sondern ist eine Möglichkeit, Symptome zu managen und zu lindern, insbesondere wenn Medikamente nicht mehr ausreichend wirksam sind.

München, den 14.11.2023, Jürgen Zender

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