Ist Parkinson erblich?
Ein Vortrag von Prof. Dr. med. Ceballos-Baumann
Was die Forschung zur genetischen Veranlagung sagt – und was das für Betroffene und ihre Familien bedeutet
Parkinson ist in erster Linie eine neurodegenerative Erkrankung, die meist ohne klare Ursache auftritt – das nennt man „idiopathisch“. Doch immer wieder kommt die Frage auf: „Kann ich Parkinson vererben?“ Oder: „Bin ich gefährdet, weil meine Eltern oder Großeltern betroffen sind?“
Die Forschung zeigt: Nur etwa 5 bis 10 % aller Parkinson-Erkrankungen sind tatsächlich auf eine genetische Mutation zurückzuführen. Es handelt sich dann um sogenannte monogenetische Formen, bei denen eine einzelne Genveränderung – etwa im LRRK2-, PARK2- oder GBA-Gen – das Risiko deutlich erhöht.
Diese Formen treten oft in jüngeren Jahren auf, zum Teil schon vor dem 50. Lebensjahr. Sie verlaufen manchmal langsamer oder haben besondere Merkmale. In diesen Fällen kann Parkinson vererbbar sein – aber das bedeutet nicht, dass alle Träger eines solchen Gens zwangsläufig erkranken. Die sogenannte Penetranz, also das tatsächliche Auftreten der Krankheit trotz Anlage, ist oft unvollständig.
Wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind, bedeutet das nicht automatisch, dass Parkinson erblich ist. Denn auch gemeinsame Umweltfaktoren, Lebensstil oder Zufall können eine Rolle spielen. Hier spricht man von einer familiären Häufung, ohne dass ein eindeutiges Parkinson-Gen identifiziert werden kann.
Ein Gentest ist nicht routinemäßig notwendig. Er kann aber sinnvoll sein, wenn:
die Erkrankung sehr früh beginnt (vor dem 50. Lebensjahr),
mehrere Familienmitglieder betroffen sind,
eine klinisch auffällige Verlaufsform vorliegt.
Vor einem Test sollte immer eine genetische Beratung erfolgen, um Nutzen, Grenzen und mögliche Folgen zu besprechen – auch für Angehörige.
Für die meisten gilt: Parkinson ist keine klassische Erbkrankheit. Die Angst, die Krankheit an Kinder oder Enkel weiterzugeben, ist in den allermeisten Fällen nicht begründet. Gleichzeitig wächst das Wissen über genetische Risikofaktoren – und damit auch die Hoffnung, in Zukunft gezieltere Therapien entwickeln zu können, etwa durch Gentherapie oder personalisierte Medizin.
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