Die neuen Parkinson Leitlinien

 

Ein Vortrag von Professorin Dr. Claudia Trenkwalder

 

 Zusammenfassung des Vortrags von Frau Professor Claudia Trenkwalder über die neuen Parkinson-Leitlinien und deren Empfehlungen zur Behandlung der Parkinson-Krankheit:

1. Einleitung und Ziel der Leitlinien

  • Die Parkinson-Leitlinien wurden erstellt, um die klinische Versorgung von Patienten mit Parkinson zu verbessern – sowohl in der Diagnose als auch in der ambulanten und stationären Therapie.
  • Leitlinien sind Empfehlungen, keine Vorschriften. Ärzte können davon abweichen, wenn es die individuelle Situation erfordert.
  • Die Wortwahl in den Leitlinien ist wichtig:
    • „Wir empfehlen“ = klare Empfehlung
    • „Sollte“ = abgeschwächte Empfehlung

2. Begriffsklärung: Parkinson-Krankheit

  • In den neuen Leitlinien wird der Begriff „Parkinson-Krankheit“ anstelle von „idiopathisches Parkinson-Syndrom“ bevorzugt, da mittlerweile genetische Ursachen für viele Fälle bekannt sind.

3. Beginn der Behandlung

  • Die Behandlung sollte frühzeitig und altersgerecht beginnen, um die Lebensqualität zu erhalten und Pflegebedürftigkeit zu verhindern.
  • Ziel ist es, die Selbstständigkeit und Aktivitäten des täglichen Lebens so lange wie möglich zu erhalten.

4. Medikamentöse Therapie

4.1 Levodopa (L-Dopa)

  • Levodopa bleibt das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome.
  • Es kann bereits frühzeitig eingesetzt werden, auch als Monotherapie, insbesondere bei jüngeren Patienten zur Erhaltung der Berufsfähigkeit.
  • Niedrige, aber wirksame Dosen sollten verwendet werden, um Nebenwirkungen zu minimieren.
  • Der frühzeitige Einsatz hat keinen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

4.2 Dopaminagonisten

  • Dopaminagonisten sind Alternativen oder Ergänzungen zu Levodopa.
  • Einige ältere Dopaminagonisten (z.B. Cabergolin) werden aufgrund von Nebenwirkungen (Herzklappenfibrose) nicht mehr empfohlen.
  • Nebenwirkungen können Impulskontrollstörungen (z.B. Kaufsucht, Spielsucht) und Halluzinationen sein.

4.3 Anticholinergika

  • Anticholinergika werden wegen ihres Risikos für kognitive Störungen nicht mehr empfohlen, außer in seltenen Fällen bei schwerem Tremor.

4.4 COMT- und MAO-B-Hemmer

  • COMT-Hemmer (wie Entacapon) und MAO-B-Hemmer (wie Rasagilin) können zur Stabilisierung der Wirkung von Levodopa eingesetzt werden.
  • Opicapon ist ein neuer COMT-Hemmer, der einmal täglich eingenommen wird und eine bessere Levodopa-Wirkung über den Tag ermöglicht.

4.5 Amantadin

  • Amantadin wird zur Behandlung von Überbewegungen (Dyskinesien) eingesetzt, erfordert aber eine sorgfältige Überwachung aufgrund möglicher Nebenwirkungen wie Halluzinationen.

5. Behandlung von motorischen Fluktuationen

  • On-Off-Phänomene (Schwankungen zwischen guter Beweglichkeit und Steifheit) treten im Verlauf der Erkrankung häufig auf.
  • Lösliche Levodopa-Formen oder Dopaminagonisten mit längerer Wirkdauer können helfen.
  • Apomorphin kann als Pen oder Pumpe zur schnellen Verbesserung eingesetzt werden.
  • Die „5-2-1-Regel“ dient als Orientierung für eine Umstellung auf Pumpentherapie:
    • 5 Levodopa-Dosen pro Tag
    • 2 Stunden Off-Zeit täglich
    • 1 Stunde Überbewegungen täglich

6. Pumpentherapien

6.1 Apomorphin-Pumpe

  • Verabreicht Apomorphin kontinuierlich unter die Haut.
  • Reduziert Off-Phasen und verbessert die Beweglichkeit.
  • Mögliche Nebenwirkungen: Hautreaktionen an der Einstichstelle.

6.2 Duodopa-Pumpe (LCIG)

  • Levodopa-Gel wird direkt in den Dünndarm geleitet.
  • Vorteil: Gleichmäßige Aufnahme unabhängig vom Magen.
  • Invasives Verfahren mit Sondeneinlage.

6.3 Neue subkutane L-Dopa-Pumpe

  • Eine neue subkutane Pumpe verabreicht L-Dopa über 24 Stunden kontinuierlich.
  • Vorteil: Keine Tabletten mehr erforderlich, auch Nachtprobleme werden adressiert.

7. Tiefe Hirnstimulation (THS)

  • Kam im Vortrag nur kurz zur Sprache, wird aber als Therapieoption bei motorischen Fluktuationen empfohlen.
  • Mittlerweile erfolgt die Operation meist in Narkose.
  • Es gibt separate Vorträge zur THS in der Parkinson-Schule.

8. Weitere Therapiemöglichkeiten

8.1 Fokussierter Ultraschall

  • Eine neue Methode zur Tremorbehandlung, besonders bei essentiellem Tremor.
  • Noch keine Standardtherapie für Parkinson.

8.2 Transkranielle Pulsstimulation

  • Erste positive Berichte, aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

8.3 Cannabis

  • Klinische Studien zeigen keinen eindeutigen Nutzen bei Parkinson, trotz positiver Einzelfallberichte.

8.4 Nahrungsergänzung und alternative Ansätze

  • Vitamin B1 und Aminosäurepräparate werden diskutiert, aber es fehlen wissenschaftliche Belege für deren Wirksamkeit bei Parkinson.

9. Nicht-medikamentöse Therapie

  • Bewegungstherapie ist essenziell. Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Symptome zu lindern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Physiotherapie und Sport sind wichtige Bestandteile der Therapie.

10. Fazit

  • Die Therapie der Parkinson-Krankheit sollte individuell angepasst werden.
  • Alle Patienten sollten über alle Behandlungsoptionen umfassend informiert werden.
  • Es gibt keine Einheitslösung – die Kombination aus medikamentöser, apparativer und nicht-medikamentöser Therapie ist entscheidend.
  • Die Lebensqualität des Patienten steht im Mittelpunkt der Behandlung.

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