Parkinson: Weniger Neuerkrankungen. 
Des einen Freud, des anderen Leid

 

 

Ein Beitrag von Jürgen Zender

Parkinson: weniger Neuerkrankungen – des einen Freud des anderen Leid.

Wie das Ärzteblatt in seiner gestrigen Ausgabe berichtet, sind zwischen den Jahren 2013 und 2019 die Anzahl neuer Parkinsondiagnosen um 30% zurückgegangen.

Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Vereinigung zu Inzidenztrends des diagnostizierten Idiopathischen Parkinson Syndroms.

Laut dieser Studie sank die Zahl der Neuerkrankungen im  Vergleichszeitraum von rund 130.000 auf etwa 112.000. Besonders bemerkenswert  finde ich, ist Tatsache, daß dieser Rückgang flächendeckend über alle Altersgrenzen (ab 50 Jahren) hinweg, festgestellt wurde. Grundlage dieser statistischen Analyse sind die bundesweiten Abrechnungsdaten der Jahre 2013 – 2019 von Patienten im Alter ab 50 Jahren.

Laut dem ZI Vorstandsvorsitzenden Dominik von Stillfried sei es besonders bemerkenswert, dass die Inzidenzen auch im ländlichen Raum immer weiter zurückgehen, denn dort seien die Erkrankungszahlen in der Vergangenheit stets höher gewesen als im städtischen Raum.

Worauf der Rückgang zurückzuführen ist, lässt sich leider aus den vorliegenden GKV Daten nicht ablesen, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang mit dem Rückgang des Pestizideinsatzes im ländlichen Raum geben könnte, das müsse aber weiter wissenschaftlich untersucht und validiert werden.

Bei mir hat diese Nachricht heute morgen ganz zwiespältige Gefühle ausgelöst. Zum einen ist da die Freude darüber, dass fast 20.000 Menschen weniger an Parkinson erkrankt sind, das ist zweifelsohne eine frohe Botschaft. Allerdings sagt sie nichts über die Zahl der Neuerkrankungen bei den unter 50 jährigen aus, eine Altersgruppe, bei der wir bisher glaubten, ein Ansteigen der Erkrankungszahlen beobachten zu können.

Was mir jedoch am meisten Sorge bereitet, ist, dass das jahrelange Ringen um genügend Forschungsgelder, ein Kampf gegen Windmühlen gewesen sein könnte. Denn in Zeiten knapper Kassen, wird der Rückgang der Inzidenzen ein willkommenes Argument für das Reduzieren von Budgets sein. Ganz zu schweigen von der Investitionsbereitschaft der Pharmaindustrie, der, man muss es leider so hart sagen, 30% der potentiellen Kundschaft verloren gegangen sind.

Jürgen Zender, Parkinson Journal 27.08.2022

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