
Schwindel und Parkinson
Ein Beitrag von Jürgen Zender
Aus der Reihe Parkinson Brennpunkt
Kurz gesagt: Schwindel bei Parkinson hat meist mehrere Ursachen. Häufig sind orthostatische Blutdruckabfälle (neurogene orthostatische Hypotonie), Nebenwirkungen von Parkinson-Medikamenten und vestibuläre Faktoren. Eine strukturierte Abklärung senkt Sturzrisiken und verbessert die Lebensqualität.
Schwindel zählt zu den häufigen Nicht-Motor-Beschwerden. In Studien berichten viele Betroffene darüber, teils schon in frühen Krankheitsphasen. Besonders häufig ist Schwindel, wenn eine autonome Kreislaufstörung vorliegt.
Typisch sind Benommenheit, „Schwarzwerden“ vor den Augen oder Gangunsicherheit beim Aufstehen. Bei Parkinson ist die OH häufig neurogen (nOH) – bedingt durch die autonome Dysfunktion.
Medikamentös: Midodrin (α-Agonist) oder Droxidopa (Noradrenalin-Prodrug) sind etabliert; Fludrocortison wird off-label eingesetzt. Wichtig: engmaschige Kontrollen, insbesondere wegen möglicher Supinhypertonie.
Mehrere Therapien können Schwindel bzw. OH fördern – vor allem zu Beginn, bei Dosissteigerung oder in Kombination:
Neben Blutdruckthemen tragen vestibuläre Störungen messbar bei. Reviews verweisen auf Zusammenhänge mit posturaler Instabilität und Sturzrisiko.
Ein Teil hat einen dauerhaften, nicht-drehenden Schwindel, schlimmer im Stehen und bei visuellen Reizen – typisch für PPPD. Therapie: vestibuläre Physio, kognitive Verhaltenstherapie, ggf. SSRI/SNRI. Komorbid Angst kann die Wahrnehmung verstärken.
Dehydratation, Anämie, Infekte, Herzrhythmusstörungen, antihypertensive Begleitmedikation, Diabetes-Neuropathie, Sehstörungen oder zervikale Ursachen können Schwindel verschärfen. Das Bild ist oft multifaktoriell.
Kategorie | Leitsymptome / Trigger | Diagnose-Hinweise | Was hilft (Kurz) |
---|---|---|---|
Orthostatische Hypotonie (nOH) | Benommenheit beim Aufstehen, „Schwarzwerden“, Stürze | Blutdruck Liegen → Stehen (1–5 Min.); ggf. Kipptisch; supine-to-stand sensitiver | Flüssigkeit/Salz*, Kompression, Kopfende hoch, Hitze/Alkohol meiden; ggf. Midodrin/Droxidopa |
Medikamenten-UAW (L-Dopa, Agonisten, MAO-B, COMT, Amantadin) | Beginn/Dosiswechsel; Schwindel v. a. kurz nach Einnahme | Einnahme-Zeitpunkte vs. Beschwerden korrelieren? | Langsam titrieren, Dosis/Timing feinjustieren; Nierenfunktion bei Amantadin beachten |
Vestibuläre Dysfunktion | Schwankgefühl, Unsicherheit, Blickinstabilität | HNO/Neurootologie, Lagerungstests (BPPV) | Vestibuläre Reha; BPPV-Befreiungsmanöver |
PPPD (funktionell) | Dauerwackeln, schlimmer im Upright/bei visuellen Reizen | Klinische Kriterien; Ausschluss anderer Ursachen | Vestibuläre Physio, CBT, ggf. SSRI/SNRI |
Mit-Ursachen | Dehydratation, Anämie, Arrhythmie, Sehen, HWS | Basislabor, EKG, Augenstatus, Gesamtmedikation | Ursache-spezifisch; Rehydrieren, Medikation anpassen |
* Salz nur nach ärztlicher Rücksprache (Herz-/Nierenerkrankungen beachten).
Hinweis: Diese Auswahl fasst aktuelle Reviews, Leitfäden und Fachinformationen (2023–2025) zusammen. Für Klinik/Verordnung bitte die jeweils gültigen Fachinformationen und Leitlinien heranziehen.
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