Ein Team internationaler Forscher hat eine vielversprechende Entdeckung gemacht, die das Potenzial hat, den Umgang mit neurodegenerativen Erkrankungen grundlegend zu verändern. Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Science Advances, beschreibt ein kleines Molekül, das gezielt den programmierten Zelltod – auch Apoptose genannt – blockieren kann. Damit eröffnet sich ein völlig neuer therapeutischer Ansatz, auch für Betroffene der Parkinson-Krankheit.
Was ist Zelltod – und warum ist er bei Parkinson so entscheidend?
Zellen sterben im menschlichen Körper jeden Tag millionenfach – und das ist auch gut so. Dieser natürliche Prozess, die sogenannte Apoptose, dient der Erneuerung und dem Schutz vor entarteten Zellen. Doch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson gerät dieser Prozess aus dem Gleichgewicht: Es sterben mehr Zellen ab, als ersetzt werden können – insbesondere Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren.
Dieser fortschreitende Verlust von Dopaminzellen führt zu den typischen Symptomen: Zittern, Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifheit und später auch kognitive Einschränkungen.
Der Durchbruch: Ein Molekül gegen den Zelltod
Das Forscherteam am Walter and Eliza Hall Institute (WEHI) in Melbourne hat nun ein kleines Molekül entdeckt, das gezielt in diesen Prozess eingreift. Im Zentrum steht ein Protein namens BAX, das in geschädigten Zellen den Selbstmordmechanismus aktiviert. Das neu entdeckte Molekül kann die Funktion von BAX blockieren – und somit den Zelltod stoppen.
Ein solcher Eingriff könnte dazu beitragen, das Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson deutlich zu verlangsamen – und möglicherweise Symptome langfristig abzumildern oder gar zu verhindern.
Wie wurde der Wirkstoff gefunden?
Die Forscher nutzten modernste Screening-Technologien am National Drug Discovery Centre und analysierten über 100.000 chemische Verbindungen. Nur eine davon zeigte die erhoffte Wirkung: Sie unterbrach gezielt den apoptotischen Signalweg – ohne gesunde Zellen zu gefährden.
Prof. Grant Dewson, einer der Studienautoren und Leiter des Parkinson-Forschungszentrums am WEHI, betont: „Bislang gibt es kein Medikament, das den Zelltod bei Parkinson aufhalten kann. Diese Entdeckung ist ein echter Meilenstein.“
Was bedeutet das für Menschen mit Parkinson?
Die Ergebnisse der Studie sind ein Hoffnungsschimmer – aber noch kein Medikament. Der gefundene Wirkstoff befindet sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Es sind weitere Tests notwendig, um Sicherheit, Wirksamkeit und Verträglichkeit am Menschen zu prüfen. Klinische Studien stehen noch aus.
Dennoch: Der Ansatz ist revolutionär. Während heutige Therapien fast ausschließlich Symptome behandeln, zielt dieser Wirkstoff auf eine Ursache der Krankheit – den Verlust von Nervenzellen.
Fazit: Auf dem Weg zur nächsten Generation von Parkinson-Therapien
Für Millionen Menschen weltweit, die mit Parkinson leben, ist diese Forschung ein Zeichen dafür, dass sich etwas bewegt. Noch vor wenigen Jahren galt es als unrealistisch, den Zelltod gezielt zu blockieren. Heute ist es greifbare Realität im Labor.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob aus dieser Entdeckung ein Medikament hervorgeht.
Jürgen Zender, Juni 2025
Quellen:
– Science Advances – DOI: 10.1126/sciadv.adr8146
– WEHI – Walter and Eliza Hall Institute, Melbourne
– National Drug Discovery Centre, Australien
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