Die Hürden der medizinischen Kommunikation

Ein Beitrag von Jürgen Zender

   

Einleitung: Die Verständigung zwischen Ärzten und Patienten ist ein grundlegender Aspekt des Gesundheitswesens, der oft durch eine scheinbar unüberwindbare Barriere erschwert wird: die Fachsprache. Während Mediziner täglich mit komplexen Terminologien jonglieren, stoßen Patienten häufig an ihre Grenzen, wenn es darum geht, medizinische Informationen zu verstehen. Diese Diskrepanz zwischen Fachjargon und Patientenverständnis stellt ein ernsthaftes Hindernis für eine effektive Gesundheitsversorgung dar.

Die Problematik der Fachsprache: Die Verwendung von Fachsprache in der Medizin geht weit über Arztbriefe hinaus und durchdringt sämtliche Aspekte der Patientenversorgung. Diagnosen, Behandlungspläne und medizinische Anweisungen sind oft von Begriffen geprägt, die für Laien unverständlich sind. Dies führt zu Missverständnissen, Unsicherheit und in einigen Fällen sogar zu schwerwiegenden Fehlinterpretationen seitens der Patienten.

Beispiele für Kommunikationsprobleme:

  • Eine ältere Patientin, die nach einem Krankenhausaufenthalt mit einem „Diabetes mellitus Typ II“ und einem „diabetischen Fußsyndrom“ entlassen wird, versteht nicht, warum ihr Weizenprodukte serviert werden, obwohl sie darüber informiert wurde, diese zu meiden.
  • Ein junger Mann, dem mitgeteilt wird, er habe eine „Obstruktion der Arteria coronaria“ und dringend eine „perkutane koronare Intervention“ benötige, fühlt sich überfordert und verunsichert angesichts der unbekannten Begriffe.

Die Rolle der medizinischen Ausbildung: Medizinerinnen und Mediziner erlernen während ihres Studiums eine neue Sprache – die Sprache der Medizin. Dies führt dazu, dass Fachbegriffe oft als selbstverständlich angesehen werden und die Schwierigkeiten von Patienten, diese zu verstehen, unterschätzt werden. Die Fähigkeit, medizinische Informationen in einer für Laien verständlichen Sprache zu kommunizieren, erfordert daher ein Umdenken und eine bewusste Anstrengung seitens der medizinischen Fachkräfte.

Kommunikationsprobleme innerhalb der Ärzteschaft: Auch innerhalb der Ärzteschaft können Verständnisprobleme auftreten, insbesondere in Bezug auf die Interpretation von Fachbegriffen und medizinischen Abkürzungen. Untersuchungen zeigen, dass Ärzte häufig Schwierigkeiten haben, Arztbriefe anderer Kollegen zu verstehen, was zu Fehlkommunikation und potenziell gefährlichen Situationen führen kann. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer klaren und verständlichen Kommunikation nicht nur mit den Patienten, sondern auch innerhalb des medizinischen Teams.

Lösungsansätze für eine verbesserte Kommunikation: Um die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu verbessern, bedarf es einer Vielzahl von Maßnahmen. Dazu gehören nicht nur die Erstellung von verständlichen Arztbriefen, sondern auch eine stärkere Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Patienten und eine Anpassung der Kommunikationsstrategien entsprechend. Darüber hinaus ist eine verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit und eine verstärkte Nutzung von Technologien zur Unterstützung der Kommunikation von entscheidender Bedeutung.

Fazit: Die Sprachbarriere in der Medizin ist ein komplexes Problem, das eine Vielzahl von Aspekten umfasst. Es ist unerlässlich, dass das Gesundheitswesen Maßnahmen ergreift, um die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu verbessern und sicherzustellen, dass alle Patienten die Informationen erhalten, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen. Nur durch eine bewusste Anstrengung aller Beteiligten kann diese Herausforderung erfolgreich bewältigt werden.

Jürgen Zender, im März 2024

 

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