Ultraschall gegen Tremor
Überall auf der Welt wird an neuen Therapien gegen Morbus Parkinson geforscht und immer häufiger haben sie schon ihren Weg in den Klinikalltag gefunden.
So werden am Universitätsklinikum Kiel erste Erfolge mit einer Ultraschallbehandlung gegen den Tremor (Zittern) erzielt.
Bisher gab es nur die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie oder eine sogenannte Tiefe Hirnstimulation, bei der man mit einer Sonde bis in das Gehirn vordringt.
Stattdessen werden nun Ultraschallwellen eingesetzt
Bei einer für Deutschland neuen Methode des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) muss nicht in den Schädel gebohrt werden, um den sogenannten essentiellen Tremor zu besiegen.
Statt dessen bekommt der Patient einen Helm aufgesetzt. Durch diesen werden die Ultraschallwellen gebündelt und auf eine bestimmte Stelle im Gehirn gerichtet. „Durch die Bündelung der Ultraschallwellen kommt es zu einer Erhitzung des Gewebes. Dadurch wird eine kleine Narbe in der Tiefe des Gehirns gesetzt“, erklärt Ann-Kristin Helmers, Oberärztin in der Neurochirurgie. Diese Narbe sorgt dafür, dass ein Knotenpunkt, der wesentlich für das Zittern ist, unterbrochen wird.
Netzwerk
Steffen Paschen, Oberarzt in der Neurologie, erklärt das so: „Zittern entsteht durch ein schwingendes Netzwerk. Das ist eine Netzwerkerkrankung, wo es an unterschiedlichen Stellen Zittergeneratoren gibt. Dieses Netzwerk muss man durchbrechen. Und der Punkt, den wir setzen, das ist ein Knotenpunkt in diesem Zitternetzwerk.“ Das Resultat: Das Zittern wird weniger.
Diese Methode ist auch in Bonn im Einsatz.
Der Tremor kann, so die Ärzte, zunächst nur auf einer Körperseite behandelt werden. Mit einigen Monaten Abstand kann aber auch die andere Körperseite behandelt werden, sodass dann das Zittern auf beiden Körperseiten abgestellt werden kann. Technisch ist das UKSH in Kiel damit nach eigenen Angaben deutschlandweit ganz vorne. In Deutschland wird die Methode nur in Bonn noch angewendet.
17 Patienten bisher in Behandlung
Die Mediziner sind sehr zufrieden mit der neuen Methode. Weil sie keine Sonde in das Gehirn einführen müssen, sei das Risiko einer Hirnblutung ausgeschlossen, sagen sie. Die meisten Tremor-Patienten entscheiden sich laut UKSH inzwischen für diese neue Methode. Innerhalb eines Jahres konnten die Mediziner am UKSH 17 Patienten mit den Ultraschallwellen behandeln. In der Regel können sie bereits nach wenigen Tagen das Klinikum wieder verlassen.
Die Anschaffung des Behandlungsgeräts hat nach Angaben des UKSH rund zwei Millionen Euro gekostet, zum großen Teil finanziert von der Damp-Stiftung. Die Kosten der Behandlung übernehmen zum Großteil die Krankenkassen, den Rest übernimmt das UKSH.
Ein Mittel gegen Parkinson?
Das Verfahren ist laut UKSH in den USA bereits seit mehreren Jahren im Einsatz – und zwar bei verschiedenen Tremor-Arten, unter anderem auch beim mit Parkinson verbundenen Tremor. Für die Zukunft hoffen die Mediziner, dass die Ultraschallwellen vielleicht auch in anderen Fachbereichen eingesetzt werden.
Quelle: UKSH Kiel
Wichtiger Nachtrag von Jürgen Zender!
Kommentar von Ali Sen in einer Parkinson Facebook Gruppe:
„Ich habe mich dieses Jahr in Kiel für die Therapie vorgestellt. Ihr müsst wissen, dass das Verfahren keine Kassenleistung ist. Ich habe zwei Mal Antrag auf Kostenübernahme gestellt, und beide wurden abgelehnt. Natürlich habe ich die Ablehnungen abgelehnt. Die KK schrieb mir zuletzt, dass eine Kommission meine Bitte bewerten soll. Ich sollte bei der KK nach dem Stand der Dinge fragen.“
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