Aktuelle Forschungsergebnisse zum
Zusammenhang zwischen Feinstaub und Parkinson

Ein Beitrag von  Jürgen Zender

   

Einführung

Aktuelle Studien aus England und den USA deuten darauf hin, dass Feinstaub und Luftschadstoffe wie NO2 das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere Parkinson, erhöhen können. Diese Untersuchungen haben bedeutende Unterschiede in den Krankheitsraten zwischen Gebieten mit hoher Feinstaubbelastung und solchen mit vielen Grünflächen aufgezeigt. In diesem Bericht werden die wichtigsten Ergebnisse und deren Implikationen zusammengefasst, wobei auch die Einschränkungen der Studien berücksichtigt werden.

Studienergebnisse aus China unter Verwendung britischer Daten

Eine umfangreiche Studie unter der Leitung von Dr. YanMei Feng von der neurologischen Klinik der Universität Zhengzhou in China nutzte Daten der britischen Biobank, um den Zusammenhang zwischen Luftqualität und Parkinsonrisiko zu untersuchen. Die britische Biobank-Studie umfasste zwischen 2006 und 2010 etwa eine halbe Million Briten im Alter von 37 bis 73 Jahren.

Methodik und Datenanalyse

  • Studiendesign: Langzeitbeobachtung über 12,2 Jahre.
  • Probandenzahl: 417.000 Teilnehmer ohne initiale Parkinsondiagnose.
  • Messgrößen: Konzentrationen von ultrafeinem Staub (PM2,5), gröberem Feinstaub (PM10), Stickoxiden (NO2) und der Anteil von Grünflächen in 300 und 1000 Metern Entfernung vom Wohnort.
  • Kontrollvariablen: Bildung, körperliche Aktivität, Rauch- und Trinkgewohnheiten, Medikation und Begleiterkrankungen.

Ergebnisse

  • Parkinson-Inzidenz: 3156 neue Parkinsonfälle.
  • Risikofaktoren: Ein 8% erhöhtes Parkinsonrisiko pro Interquartilsabstand für PM10 und 10% für NO2.
  • Feinstaub: PM2,5 zeigte ein nicht signifikant erhöhtes Risiko, bei steigenden Werten sogar ein sinkendes Risiko.
  • Grünflächen: Geringeres Parkinsonrisiko bei höherem Anteil von Grünflächen; Sättigungseffekt bei etwa 50% Grünanteil.

Studienergebnisse aus den USA

Eine Studie unter der Leitung von Dr. Sean Clouston aus New York untersuchte die kognitiven Auswirkungen von Staubexposition durch den Kollaps des World Trade Centers (WTC) im Jahr 2001.

Methodik und Datenanalyse

  • Studiendesign: Beobachtungsstudie mit kognitiven Assessments ab 2014.
  • Probandenzahl: 5000 Teilnehmer, die beruflich dem WTC-Staub ausgesetzt waren.
  • Messgrößen: Intensität der Staubexposition, kognitive Assessments.
  • Kontrollvariablen: Alter, Geschlecht, Schutzkleidung.

Ergebnisse

  • Demenz-Inzidenz: 228 neue Demenzfälle bei Teilnehmern unter 65 Jahren.
  • Risikofaktoren: Zehnfach erhöhtes Risiko für früh auftretende Demenz in der höchsten Expositionsgruppe.
  • Schutzkleidung: Geringere Demenzraten bei Personen mit Schutzkleidung.

Unterschiede zwischen belasteten und grünen Gebieten

  • Feinstaubbelastete Gebiete: Höhere Parkinson- und Demenzraten, insbesondere bei erhöhter PM10- und NO2-Konzentration.
  • Grünflächenreiche Gebiete: Signifikant geringeres Parkinsonrisiko, wahrscheinlich durch die Reduktion der Luftschadstoffe.

Einschränkungen der Studien

  • Kausale Zusammenhänge: Schwierig zu belegen, da stark belastete Gebiete oft auch andere Risikofaktoren aufweisen.
  • Widersprüchliche Ergebnisse: Unterschiedliche Resultate für PM2,5 und NO2.
  • Begrenzte Anzahl an Demenzfällen: Einschränkt die Aussagekraft der US-Studie.

Zusammenfassung in tabellarischer Form

Aspekt China (Analyse britischer Daten) USA (WTC-Studie)
Probandenzahl 417.000 5000
Beobachtungszeitraum 12,2 Jahre 4 Jahre
Erkrankungen 3156 Parkinson-Fälle 228 Demenz-Fälle
Risikofaktoren PM10 (8% Risiko), NO2 (10% Risiko) Zehnfach erhöhtes Demenzrisiko bei hoher Exposition
Grünflächen Geringeres Parkinsonrisiko bei mehr Grünflächen Nicht untersucht
Schutzmaßnahmen Nicht untersucht Geringere Demenzraten bei Schutzkleidung
Einschränkungen Widersprüchliche Ergebnisse für PM2,5, andere Faktoren Begrenzte Anzahl an Demenzfällen

Diese Ergebnisse unterstreichen eimal mehr die Bedeutung von Umweltfaktoren bei der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen. Aber wieso oft steht zu befürchten, dass diese Erkenntnisse zu keine Änderung der Umweltpolitik führen werden.

Quellen:
Springer Medizin, vom 24.06.2024,
Studie von Dr. Sean Clouston
Studie von Dr. YanMei  Feng
Britische Biobankstudie

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