
Sarkopenie (Muskelschwund) bei Parkinson
Ein Beitrag von Fabienne Hammer
Aus der Reihe Parkinson Brennpunkt
12.08. 2025 – Fabienne Hammer
Einleitung
Morbus Parkinson (PD) gilt zu Recht als Bewegungsstörung des Gehirns, doch häufig übersieht man, dass die Krankheit auch den Körper selbst angreift: Fast ein Drittel aller Betroffenen verliert überdurchschnittlich schnell Muskelmasse und -kraft – ein Zustand, den man Sarkopenie nennt [1, 2].
Zwei große Meta-Analysen beziffern die Prävalenz bei Parkinson-Patient*innen auf rund 29 % und zeigen ein fast vierfach erhöhtes Risiko gegenüber gleichaltrigen Kontrollen [1, 2]. Neuere Kohortendaten aus der UK-Biobank bestätigen, dass Sarkopenie nicht nur häufiger auftritt, sondern auch das Neu-Erkrankungsrisiko erhöht und die motorische Symptomatik, Sturzrate sowie Lebensqualität deutlich verschlechtert [5].
Warum trifft es Menschen mit PD so stark?
Gegenstrategien: Bewegung und Training
Die beste Evidenz liefert progressives Krafttraining. Empfohlen werden:
Zusätzlich sollten an zwei weiteren Tagen mindestens 30 Minuten Ausdauertraining (zügiges Gehen, Radfahren oder Intervalltraining) erfolgen. Balance-Übungen wie Tai Chi oder Yoga senken nachweislich das Sturzrisiko, das sich bei Sarkopenie verdoppelt [6].
Ernährung und Supplemente
Training allein reicht nicht. Für den Muskelaufbau benötigen Betroffene:
Ein 2024 publiziertes RCT zeigte: Ein Whey-Shake mit Vitamin D und Leucin steigerte in nur 13 Wochen Muskelmasse und Griffkraft signifikant, wenn er direkt nach dem Training eingenommen wurde [8].
L-Dopa beachten:
Offene Fragen und neue Ansätze
Fazit
Sarkopenie ist bei Parkinson nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall – und ein eigenständiger Treiber für eine schlechtere Prognose [1–5].
Die beste Strategie:
Ärzt*innen sollten mindestens einmal jährlich Handgriffstärke oder einen Skelettmuskelindex (DXA/BIA) messen [6]. Entscheidend bleibt die enge Abstimmung mit den behandelnden Fachkräften, um Nutzen und mögliche Wechselwirkungen – insbesondere mit L-Dopa – sicher zu steuern [9].
Quellen
[1] Reginster JY, et al. Sarcopenia in Patients With Parkinson’s Disease: A Meta-analysis. Ageing Res Rev. 2021;68:101250.
[2] Tsoi KKF, et al. Prevalence of Sarcopenia in Parkinson’s Disease: Systematic Review and Meta-analysis. Mov Disord. 2022;37(9):1760-70.
[3] Delrobaei M, et al. Sarcopenia in Parkinsonian Syndromes: A Systematic Review. Clin Nutr. 2023;42(4):567-75.
[4] Zhou W, et al. Bidirectional Causal Links Between Muscle Mass and Parkinson’s Disease: Mendelian Randomisation Study. Neurology. 2024;103(6):e541-e550.
[5] Smith L, et al. Association of Sarcopenia With Risk and Severity of Parkinson’s Disease in 40 041 UK Biobank Participants. J Cachexia Sarcopenia Muscle. 2025;16(2):411-20.
[6] Nakamura K, et al. Prevalence of Sarcopenia and Its Impact on Falls in Japanese Parkinson’s Disease Patients. Geriatr Gerontol Int. 2024;24(3):322-8.
[7] Peterson MD, et al. Resistance Training to Counteract Sarcopenia in Parkinson’s Disease: A Systematic Review. J Parkinsons Dis. 2024;14(1):25-40.
[8] Guo Y, et al. Whey, Vitamin D and Leucine Supplementation Improves Muscle Mass in Parkinson’s Disease: A Randomised Controlled Trial. Nutrients. 2024;16(8):1502.
[9] Barichella M, et al. Special Low-Protein Foods Ameliorate Postprandial OFF in Advanced Parkinson’s Disease. Mov Disord. 2006;21(10):1682-7.
[10] Sakuma K, Yamaguchi A. Sarcopenia and Age-Related Endocrine Function. Int J Endocrinol. 2012;2012:127362.
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