Übersicht Alle Parkinson Medikamente

 

Hallo, Ihr Lieben,

 
wenn ich so manche Posts lese, in denen über die Wirksamkeit oder mangelnde Wirksamkeit des einen oder anderen Medikamentes lese, so bekomme ich den Eindruck: ein bisschen System und
Methode wäre hier ganz nützlich. Es geht manchmal arg kreuz und quer und manchmal werden Zitronenfalter mit Nachteulen verglichen.
 
Weiter unten also die wenn ich nichts übersehen habe vollständige und absolut geordnete Darstellung aller Wirkstoffe. Viele dieser Medikamente werden unter ihrem Wirkstoffnamen (generic
name) auch vertrieben. Bei anderen werden extra Kunstnamen geschaffen. Ich hoffe, dass die unten folgende Aufstellung auch alle dieser Kunstnamen enthält, wobei ich die in Österreich und der
Schweiz gebräuchlichen Vertriebsnamen vielleicht nicht alle dabeihabeHeute also habe ich nur die Übersicht geschrieben verbunden mit einer Hausaufgabe:
 
  • Schaut Euch alle Medikamente an, die Ihr einnehmt!
  • Überlegt, in welche Gruppe welches
  • Medikament gehört!
  • Wisst Ihr von nun an bei jedem Medikament, das Ihr einnehmt, in welche Gruppe es gehört?
Also bei jedem Griff zur Tablettenschachtel:
 
Gehirntraining:
 
Wie heißt der Wirkstoff? In welche Gruppe gehört er? Im folgenden gehe ich alle Medikamentengruppen durch, erkläre jeweils denWirkungsmechanismus und den Stellenwert dieser Medikamente.
 
Danach sage ich etwas zum Thema Kombinationen.
 
Eine sinnvolle Parkinsontherapie geht allenfalls ganz am Anfang nur mit einem Medikament. Fast immer muss man ein zweites, ein drittes und ein viertes Medikament dazu kombinieren. Der Sinn ist:
erwünschten Wirkungen sollen sich gegenseitig ergänzen. Dann wirken sie nicht nur additiv, sondern manchmal geradezu multipliziert besser. Und: die Nebenwirkungen der einzelnen Komponenten
sollen sich nach Möglichkeit nicht überlappen.
 
 
So sieht meine Tagesschachtel aus, ein wildes Gemisch?
 
 
Wenn man das sieht, könnte man sich regelrecht vergiftet fühlen. Aber nein, diese bunte Schachtel ist äußerst geordnet, und die Kombination ist sehr sinnvoll.
 
Vielleicht hilft folgender Vergleich: Was man innerhalb eines Tages an Nahrung zu sich nimmt, ist ja auch schön abwechselnd und gut kombiniert. Niemand macht eine „Monotherapie“ nur mit
Kartoffeln und ist davon so viel, bis sie zu den Ohren wieder rauskommen
 
Gleich hier möchte ich noch etwas ganz Wichtiges sagen:
 
Viele sagen oder denken: Meine bisherigen Medikamente wirken nicht mehr sie haben sich verbraucht der Körper hat sich zu sehr daran gewöhnt.  Diese Einschätzung ist so gut wie immer falsch.
 
Die Wirkung der Medikamente verbraucht sich nicht. Aber der Parkinson verschlechtert sich. Und er braucht eine höhere Dosis, ein genaueres Einnahmeschema oder zusätzliche Medikamente. Also NIE NIE NIE Medikamente eigenmächtig ohne ärztliche Kontrolle absetzen!!!!!
 
Übersicht über alle Parkinson-Medikamente:
 
1. Levo-Dopa
 

Levo-Dopa pur und rein und allein gibt es nicht. Aus gutem Grund: Ein körpereigenes Enzym, die so genannte Dopa-Decarboxylase (DDC) würde uns 99 % des Levo-Dopa im Körper kaputt machen. Wir müssten also mehrere Gramm Levo-Dopa pur schlucken, um die Wirkung der heutigen Tablette mit 50 oder 100 mg zu haben. Alle heutigen L-Dopa-Präparate enthalten einen DDS-Hemmer: Benserazid oder Carbidopa im Verhältnis 4 : 1. Die beiden sind gleich gut.

Levo-Dopa + Benserazid
normal Madopar®
Depot Madopar Depot®
schnell löslich Madopar LT®
Levo-Dopa + Carbidopa
normal Nacom®
Depot Nacom retard®
für Pumpentherapie Duodopa®
Mikrotabletten MyFID®
neueste Entwicklung, derzeit nicht auf dem Markt: IPX066 = Rytary™ = Numient®
Levo-Dopa in Dreierkombination
Levo-Dopa + Carbidopa + Entacapon Stalevo®
 
2. Dopaminagonisten = dopaminerge Stoffe:
 

Dopaminagonisten agieren wie Dopamin, haben also die gleichen Wirkungen wie Dopamin, sind aber chemisch etwas anderes. Man könnte sie auch als Dopaminersatzstoffe  bezeichnen.

Apomorphin Apomorphin-Injektionslösung®, Dacepton®
Pramipexol Sifrol retard®, Oprymea®, Mirapexin®, Glepark®
Ropinirol ReQuip®, Adratel®
Rotigotin Neupro®, Leganto®
Piribedil Clarium®, Pronoran®, Trivastal
so genannte ergoline Dopaminagonisten
Neuentwicklungen
 
3. MAO-Hemmer:
 

Die Monoaminooxidase (MAO) ist ein Enzym, das Dopamin in der Synapse abbaut. Wenn man dieses Enzym bremst, dann wirkt das Dopamin länger das eigene wie das, das man über Levo-Dopa zu sich nimmt.

Selegelin
Rasagilin Azilect®, Rasagea®,
 
4. Anticholinergika:
Der Begriff „Anticholinergika“ ist schwer zu erklären, deswegen versuche ich es gleich nicht. Das auch mit Grund: die Medikamente aus dieser Gruppe haben ihre Bedeutung weitestgehend verloren.
 
Biperiden Akineton®
Metixen
Bornaprin u.a. Sormodren®
 
5. NMDA-Antagonisten Glutamat-Antagonisten
 
Das Wort N-Methyl-D-Aspartase NMDA oder auch Glutamat-Agonisten brauchen wir uns nicht zu merken, denn es gibt nur ein Medikament, aus dieser Gruppe, das gut ist:
 
Amantadin. Das andere Budipin spielt fast keine Rolle mehr.
 
Amantadin PK-Merz®, Tregor®
Budipin Parkinsan®
 
6. Safinamid Xadago®

Safinamid ist ein Wirkstoff ähnlich den MAO-Hemmern mit kleineren Zusatzvorteilen.
 

7. COMT-Hemmer:

Die Catechol-O-Methyl-Transferase ist ein Enzym, das das Levo-Dopa vorzeitig an falscher Stelle abbaut. Diese Medikamente tragen also zu längerer Wirkung von Levo-Dopa bei. Der Wirkungsabfall von Levo-Dopa ist später, die Gesamtwirkung von Levo-Dopa gleichmäßiger.

Tolcapon Tasmar®
Entacapon Comtess®
fixe Kombination von Levo-Dopa + Carbidopa + Entacapon Stalevo®
Opicapon Ongentys®
 
8. Neue Medikamente? Neuentwicklungen?
Ich berichte zu gegebener Zeit darüber.

9. Naturheilkunde
 
Da muss ich schon jetzt alle enttäuschen, die auf naturheilkundliche Mittel hoffen. Erstens gibt es nichts, was erwiesen (klinische Studie, Doppelblindversuch o.ä.) wirksam ist.
Zweitens  wird es wohl auch demnächst nichts Neues geben.
 
Einen herzlichen Gruß von
 
Johannes