
Die Bedeutung der Parkinson-Netzwerke
in Deutschland
Ein Beitrag von Jürgen Zender
Die Parkinson-Krankheit zählt zu den komplexesten neurologischen Erkrankungen überhaupt. Sie betrifft nicht nur Bewegung und Motorik, sondern auch Denken, Stimmung, Schlaf und viele andere Lebensbereiche. Entsprechend anspruchsvoll ist ihre Behandlung: Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten, Pflegekräfte, Sozialdienste und Selbsthilfegruppen müssen eng zusammenarbeiten.
In der Realität aber sind diese Bereiche oft voneinander getrennt – Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen arbeiten mit unterschiedlichen Systemen, die Kommunikation ist schwierig, die Koordination fehlt.
Hier setzen die Parkinson-Netzwerke an. Sie schaffen verbindliche Strukturen, um Ärztinnen, Therapeutinnen, Pflegekräfte, Kliniken, Forschung und Selbsthilfe in einer Region miteinander zu verknüpfen. Das Ziel: eine bessere, abgestimmte und menschlichere Versorgung.
Parkinson-Netzwerke stehen damit für ein neues Denken in der Medizin – weg von isolierten Behandlungen, hin zu gemeinsamer Verantwortung.
Ein Parkinson-Netzwerk ist ein regionaler Zusammenschluss verschiedener Berufsgruppen, Institutionen und Selbsthilfeakteure, die gemeinsam daran arbeiten, die Versorgung von Menschen mit Parkinson zu verbessern.
Es geht um Kooperation statt Konkurrenz, um Austausch statt Einzelarbeit. Neurologinnen, Hausärzte, Therapeutinnen, Pflege, Kliniken, Apotheken, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und Forschungseinrichtungen bilden ein Netzwerk, das sich regelmäßig trifft, abstimmt und gemeinsame Projekte durchführt.
Das Motto lautet: „Miteinander statt nebeneinander arbeiten.“
Die meisten Netzwerke folgen einem klaren Aufbau:
Koordinationsstelle / Steuerungsgruppe
Sie organisiert Treffen, bündelt Informationen und dient als Ansprechpartner nach außen.
Plenum oder Netzwerktreffen
Regelmäßige Treffen – meist vierteljährlich – für den Austausch, gemeinsame Fortbildung und Fallbesprechungen.
Arbeitsgruppen
Kleinere Teams widmen sich speziellen Themen wie Bewegungstherapie, Pflege, Digitalisierung oder Öffentlichkeitsarbeit.
Digitale Austauschplattformen
Online-Portale, Newsletter oder Datenbanken halten alle Beteiligten auf dem Laufenden.
Forschung und Evaluation
Viele Netzwerke sind wissenschaftlich begleitet, um Wirksamkeit und Qualität zu belegen.
Versorgung verbessern:
Einheitliche Behandlungswege und bessere Abstimmung aller Beteiligten.
Wissen teilen:
Fortbildungen, Schulungen, Informationsveranstaltungen und digitale Angebote.
Sichtbarkeit schaffen:
Mehr Bewusstsein in der Öffentlichkeit, mehr politische Unterstützung.
Regionale Versorgungslücken erkennen und schließen
Behandlungspfade und Standards entwickeln
Fortbildungen und Workshops anbieten
Interdisziplinäre Fallbesprechungen durchführen
Selbsthilfegruppen einbinden
Digitale Lösungen für Kommunikation und Dokumentation fördern
Für Betroffene bringen Parkinson-Netzwerke viele Vorteile:
Bessere Koordination: Ärztinnen, Therapeutinnen und Pflegekräfte arbeiten abgestimmt.
Schnellere Hilfe: Der Zugang zu spezialisierten Angeboten wird einfacher.
Mehr Wissen: Betroffene erhalten aktuelle Informationen über neue Therapien.
Mehr Unterstützung: Durch Selbsthilfe, Beratung und Vernetzung entsteht Sicherheit.
Regionale Nähe: Netzwerke agieren wohnortnah – das spart Wege und stärkt Vertrauen.
Kurz gesagt:
Parkinson-Netzwerke verbessern Lebensqualität, Orientierung und Versorgungssicherheit.
Netzwerk | Region / Sitz | Besonderheiten / Träger |
---|---|---|
PNM+ (Parkinsonnetz Münsterland+) | Münsterland, NRW | Eines der ältesten und aktivsten Netzwerke; enge Kooperation zwischen Kliniken, Praxen und Selbsthilfe |
PNO+ (Parkinsonnetz Osnabrück+) | Osnabrück, Niedersachsen | Regional vernetzt mit PNM+; Fokus auf therapeutische und pflegerische Kooperation |
Parkinsonnetz Grafschaft Bentheim | Nordhorn, Niedersachsen | Engagiertes Netzwerk aus Ärzten, Therapeuten, Selbsthilfe und Betroffenen; entstanden aus lokalen Initiativen wie PingPongParkinson |
ParkNetz Südniedersachsen | Hildesheim / Göttingen | Hochschulgestütztes Netzwerk mit Fokus auf Forschung und sektorübergreifende Versorgung |
PANOS (Parkinsonnetz Ostsachsen) | Dresden / Sachsen | Digitales Netzwerk mit Telemedizin, elektronischer Akte und regionalen Behandlungspfaden |
PA-N-THER (Münchner Parkinson-Netzwerk Therapie) | München, Bayern | Schwerpunkt auf Physiotherapie, Logopädie und multiprofessioneller Praxisarbeit |
Parkinsonnetz Südostbayern | Traunstein, Bayern | Enger Austausch zwischen Kliniken, Reha und ambulanter Versorgung |
PNRN (Parkinsonnetz Rhein-Neckar) | Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar | Modellregion mit Assessments, Fallkonferenzen und verbindlichen Standards |
Parkinsonnetz Ostholstein | Neustadt, Schleswig-Holstein | Initiiert durch Schön Klinik Neustadt; zielt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit |
PARKLINK | Bayern (Ober- und Niederbayern, Oberpfalz, Oberschwaben) | Netzwerk über mehrere Regionen hinweg mit Fokus auf digitale Prozesse |
Träger und Mitwirkende sind u. a.:
Kliniken und neurologische Fachzentren
Niedergelassene Ärztinnen und Therapeuten
Pflegeeinrichtungen und Parkinson Nurses
Selbsthilfeorganisationen (z. B. Parkinson Verbund e. V., DPV)
Hochschulen und Forschungsinstitute
Kommunale Gesundheitsämter und Stiftungen
Dachorganisation ist der Parkinson Netzwerke Deutschland e. V. (PND), der den Austausch fördert, Wissen bündelt und die Gründung neuer Netzwerke unterstützt.
👉 www.parkinsonnetzwerke.de
Trotz vieler Erfolge stehen die Netzwerke vor typischen Problemen:
Fehlende dauerhafte Finanzierung
Unterschiedliche Organisationsformen
Komplexe Bürokratie zwischen ambulant und stationär
Mangelnde politische Anerkennung
Dennoch gilt:
Parkinson-Netzwerke sind das Zukunftsmodell einer patientenzentrierten Medizin.
Parkinson-Netzwerke zeigen, dass gute Versorgung Teamarbeit ist.
Sie bringen Ärztinnen, Therapeutinnen, Pflege und Patientinnen zusammen – und schaffen damit ein Modell, das auch für andere chronische Erkrankungen Vorbild sein kann.
Für Betroffene heißt das: mehr Qualität, mehr Nähe, mehr Verständnis.
Aspekt | Beschreibung |
---|---|
Definition | Regionale Zusammenschlüsse von Fachleuten, Kliniken, Therapie und Selbsthilfe zur besseren Versorgung von Menschen mit Parkinson |
Ziel | Verbesserung der Lebensqualität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit |
Organisation | Steuerungsgruppe, Arbeitsgruppen, Netzwerktreffen, digitale Plattformen |
Aufgaben | Koordination, Information, Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Forschung |
Nutzen für Patienten | Bessere Abstimmung, schneller Zugang, mehr Unterstützung |
Träger | Kliniken, Ärzt:innen, Pflege, Selbsthilfe, Forschung, Kommunen |
Dachverband | Parkinson Netzwerke Deutschland e. V. |
Beispiele | PNM+, PNO+, Grafschaft Bentheim, PANOS, PNRN, PA-N-THER u. a. |
Herausforderungen | Finanzierung, Sektorengrenzen, politische Unterstützung |
Zukunftsperspektive | Modell für eine koordinierte, patientenzentrierte Versorgung |
Stadt / Region | Netzwerkname | Schwerpunkt / Besonderheit |
---|---|---|
Münster | PNM+ | Interdisziplinäre Kooperation, Versorgungsqualität |
Osnabrück | PNO+ | Therapeutische Zusammenarbeit, enge Verbindung zu PNM+ |
Nordhorn | Parkinsonnetz Grafschaft Bentheim | Lokale Selbsthilfe, PingPongParkinson, Musik & Bewegung |
Hildesheim | ParkNetz Südniedersachsen | Forschung & Lehre an der HAWK |
Dresden | PANOS | Telemedizin und digitale Patientenakte |
Heidelberg | PNRN | Standardisierte Assessments, Fallmanagement |
München | PA-N-THER | Multiprofessionelle Therapiearbeit |
Traunstein | Parkinsonnetz Südostbayern | Starke Vernetzung zwischen Klinik und ambulanter Versorgung |
Neustadt | Parkinsonnetz Ostholstein | Interdisziplinäre Therapie und Austausch |
Bayernweit | PARKLINK | Digitalisierung und sektorenübergreifende Kooperation |
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