Nahrungsergänzungsmittel und Parkinson

 

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mein ganzes Leben lang ungesund ernährt. Mein Credo war: Gib dem Körper das, was er will, nur nicht zu viel und dann passt das schon. 

Mein Speiseplan bestand also vornehmlich aus Fleisch, Wurst, Weißbrot, Junkfood und allerlei Süßem. Für Gemüse und Obst war kein Platz (außer Erdbeeren) und das ganze Grünzeug hat mir noch nie geschmeckt.

Gegen ein gelegentlich schlechtes Gewissen gab es ja Nahrungsergänzungsmittel, meist Vitamin D (weil  ich ja zusätzlich auch noch ein Stubenhocker war), Vitamin C, Kalzium, Magnesium und Vitamin B12 Komplex. Zwischendurch immer mal irgendein Probiotikum.

Dazwischen gab es alle paar Jahre einen Fitnesstudio-Vertrag über 6 Monate, den ich spätestens nach 2 Monaten nicht mehr oder nur noch spärlich genutzt habe. Natürlich habe ich in dieser Zeit reichlich Eiweiß-Shakes zu mir genommen.

Wenn ich meinen Arzt gefragt hatte, ob er mir aufgrund meines Blutbildes zu irgendeinem Ergänzungsmittel raten kann, kam das immer gleiche Mantra zurück: „Ernähren Sie sich gesund, viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch, Vollkornbrot“, dann können Sie auf das ganze – ich zitiere – „Zeugs“ – verzichten.

Nachdem ich nun eine Mesenterialvenen Embolie überlebt, über 5 Jahre immer mehr Lebensmittel nicht mehr vertragen habe, meine 4 Hirnschlagadern nicht mehr ganz durchgängig sind, mittlerweile mit 4 Stents die Blutversorgung meines Herzens aufrechterhalte und zu allem Übel auch noch Parkinson bekommen habe, zweifelte ich doch ernsthaft an meinem Credo „Gib dem Körper das, was er will…“.

Ohne Frage hat mein Lebenswandel einen nicht unwesentlichen Beitrag zu meinen Gebrechlichkeiten geleistet. Wie groß der Beitrag war, weiß ich nicht genau. Aber ich weiß, dass die Nahrungsergänzungsmittelindustrie mit Ihren Heilsversprechen und mit ihrem verlogenen Anschein „natürlich“ oder gar Arznei zu sein, es mir sehr leicht gemacht hat.

Heute ernähre ich mich, mit gelegentlich kleinen Ausrutschern, gesund. Meine Lebensmittelunverträglichkeiten sind fast ganz verschwunden, ich treibe viel Sport und fühle mich, wenn man mal großzügig von meinen Parkinson-Symptomen absieht, fit.

Nahrungsergänzungsmittel lasse ich nur noch dann in meinen Körper, wenn mein Arzt aufgrund des mittlerweile hoch dosierten Medikamentenmixes meist ein Vitamin-Präparat empfiehlt, da die benötigte Menge durch die tägliche Nahrung nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden kann.

Das ist meine ganz persönliche Geschichte. Deine mag eine andere, positivere sein. Um einen gewissen Ausgleich zu schaffen, sollten wir dann doch lieber die Experten zu Wort kommen lassen.

Zuerst kommt das BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung zu Wort.
Das BfR hat einen kleinen Aufklärungs-Cartoon über Nahrungsergänzungsmittel im Sport produziert, der uns einen leichten Einstieg in das komplexe Thema erlaubt.

Aber was passiert wenn nun Parkinson ins Spiel kommt? Gibt es positive oder negative Wechselwirkungen?

Die Antworten darauf gibt uns Frau Dr. Ilona Csoti, Ärztliche Direktorin der Gertrudis Klinik Parkinson Zentrum in Biskirchen. Ihr Beitrag erweitert das Spektrum zusätzlich um das Thema Gewürze.

Nahrungsergänzungsmittel, Gewürze und Parkinson

Eine nicht immer heilige Allianz…

Unter Wechselwirkungen zwischen Medikamenten (Interaktionen genannt) versteht man eine gegenseitige Beeinflussung ihrer Wirkung und/oder Verträglichkeit. Sie können auftreten, wenn zwei oder mehr Wirkstoffe gleichzeitig verabreicht werden, wobei das Risiko mit der Anzahl der eingesetzten Mittel steigt.

Aktuell ist eine ursächliche Therapie von Parkinson-Syndromen (PS) nicht möglich. Mit der modernen medikamentösen Kombinationsbehandlung können wir zwar über einen langen Zeitraum Symptome der Erkrankung lindern und die Lebensqualität verbessern, eine Heilung oder auch nur ein Stillstand kann jedoch nicht erreicht werden. Viele Betroffene erhoffen sich daher eine präventive Wirkung und / oder eine Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung (Progression) von diversen Nahrungsergän- zungsmitteln / Gewürzen. Die darin enthaltenen Stoffe sollen – wenn man den zahlreichen Anbietern glaubt – den zellzerstörenden oxidativen Stress in den von der Krankheit befallenen Zellen im Gehirn reduzieren und so den Zellschaden und damit das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

Nahrungsergänzungsmittel, auch Supplements genannt, gelten als Lebensmittel. Damit allein kann man sich jedoch nicht ernähren. Sie ergänzen die allgemeine Ernährung durch Mikronährstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente oder sonstige Stoffe in konzentrierter Form und häufig in hoher Dosierung. Aus diesem Grund sind Überdosierungen möglich, welche definitiv nicht von Vorteil, sondern riskant sind. Sie gelten nicht als Arzneimittel und müssen aus diesem Grund kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen. Demnach erfolgt keine Prüfung auf gesundheitliche Unbedenklichkeit und stoffliche Reinheit. NEM sind, obwohl sie in einer arzneimittelähnlichen Form angeboten werden, von diesen klar abzugrenzen, insbesondere hinsichtlich der Wirkung der Inhaltsstoffe und der Bewerbung. Für gesunde Menschen sind die meisten Präparate nutzlos, wenn sie sich weitgehend ausgewogen ernähren. Für bestimmte Risikogruppen – und dazu gehören auch Parkinson-Patienten – kann die Einnahme ausgewählter Nahrungsergänzungsmittel (Supplements) jedoch sinnvoll sein.

 

Gewürze wiederum sind im Unterschied zu NEM Pflanzenteile, welche in geringer Menge als geschmacks- bzw. geruchsgebende Zutaten zur allgemeinen Ernährung verwendet werden. Getrocknete Küchenkräuter zählen dazu, aber auch Samen, Früchte, Blätter, Blüten und Blütenteile, Wurzeln und Wurzelstöcke, Rinden und Zwiebeln. Die gewünschte Wirkung ist auf den natürlichen Gehalt an Geschmacks- und Aromastoffen zurückzuführen, die meist in den ätherischen Ölen zu finden sind. Mikrobiologisch können Gewürze stark belastet sein, z.B. durch Schimmelpilzgifte oder Krankheitserreger wie Salmonellen. Sie werden aus diesem Grund regelmäßig vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf ihre mikrobiologische Beschaffenheit untersucht, ebenso wie die NEM. Beim Kauf von Gewürzen aus weniger streng kontrolliertem Anbau sollte dies Beachtung finden.

Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema befassen sich damit, wie man sich durch eine bestimmte Ernährung am besten vor dieser Krankheit schützen kann, also mit der Prophylaxe. Gute Studienergebnisse bei bereits von der Krankheit Betroffenen hinsichtlich Symptomkontrolle oder Prognose sind begrenzt und beschränken sich auf wenige wirklich erforderliche Supplements. Allerdings sind Mangelzustände bei Parkinson-Patienten zu erwarten und auch nachgewiesen, vor allem aufgrund der seit Jahrzehnten propagierten proteinarmen Ernährung, der altersbedingten Malnutrition (Mangel- und / oder Fehlernährung) und der Parkinson-assoziierten Stoffwechsel- und Organtoxizität (Beispiel Magen- und Darmlähmung). Auch die Dopamin-Ersatztherapie kann in der Langzeitbehandlung mit höheren L-Dopa-Dosen zu schädlichen Abbauprodukten und in der Folge zu einem Mangel an Vitaminen, insbesondere der B-Vitamine (B12, B6 und Folsäure), führen.

In der von Mischley et al. 2017 veröffentlichten „CAM Care in PD“ Studie (Komplementäre und alternative Medizin bei M. Parkinson) wurden 1 307 Parkinson- Patienten mit Online-Fragebögen nach ihren Krankheitsdaten und Ernährungsgewohnheiten befragt. Ergebnis: frisches Gemüse, frisches Obst, Nüsse, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frische Kräuter und die Verwendung von Gewürzen waren mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert. Folgende Supplements wurden von den Patienten in unterschiedlicher Häufigkeit eingenommen: Inosin, Glutathion, DHEA (Dehydroepiandrosteron), Koenzym Q10, Fischöl, Quercetin, Kurkuma, Gingko biloba, Kokosöl, Reveratrol, Vitamin D, Alpha-Liponsäure, Probiotika, NADH (Nicotinamidadenindinukleotidhydrid), Multivitaminpräparate, Kalzium, Vitamin B6, Vitamin B12, Folsäure, N-Acetylcystein, Rubidium, Östrogen, Mucuna pruriens, Fava-Bohnen, Melatonin und Eisen. Nach Ausschluss aller möglichen statistischen Fehler war nur Fischöl mit einer langsameren Progression assoziiert. Es ist reich an Omega-3- Fettsäuren, denen entzündungshemmende und zellschützende Effekte zugesprochen werden. Es gilt zu beachten, dass es sich um eine subjektive Einschätzung der Patienten anhand eines Fragebogens handelt.

Eine 2020 veröffentliche Übersichtsarbeit zum Thema „Lebensstil und Ernährung bei M. Parkinson“ wählte aus über 6 000 Publikationen 55 als relevant aus. Ergänzend zu oben bereits genannten NEM wird hier auf den durch die Krankheit drohenden Eiweißmangel hingewiesen und als Quelle 20 mg Molkenprotein über den Tag verteilt empfohlen, da es schwierig sei, Bio-Fleisch oder -Geflügel für eine ausreichende Proteinzufuhr zu finden und Glutathion als NEM unwirksam zu sein scheint. Das in der Molke enthaltene Cystein wird für die Glutathionproduktion benötigt, welches die Entgiftung unterstützt. Ebenso wird auf die Bedeutung einer guten Verdauung hingewiesen, welche durch eine ballaststoffreiche Kost und Bewegung unterstützt werden kann. Der negative Einfluss von Schlafmangel und Stress wird abschließend diskutiert. In einer eigenen Literatur-Recherche von 2018 fanden sich ebenfalls zahlreiche Studien zu NEM. Hier einige Ergänzungen:

Ein Mangel an Vitamin-D ist bei Parkinson-Patienten häufig und mit einem erhöhten Sturz- sowie Verletzungsrisiko verbunden. In mehreren Studien führte eine orale Nahrungsergänzung mit Vitamin D (1000 IE / d) zu einer erheblichen Reduktion von Frakturen (Knochenbrüche). Ist eine Osteoporose nachgewiesen, sollte eine zusätzliche Gabe von Kalzium erfolgen, wenn die Kalziumzufuhr unter 1 000 mg / d beträgt (aktuelle DVO-Leitlinie Osteoporose). Moderne Vitamin-D-Präparate sind mit Vitamin K2 kombiniert, um die richtige Verwertung von Kalzium zu unterstützen. Hinweis: Eine natürliche Kalziumzufuhr kann über ein Mineralwasser mit hohem Kalziumgehalt erfolgen. Es gilt jedoch zu beachten, dass eine Vitamin- D-Überdosierung zu bleibenden Nierenschäden führen kann.

Aufgrund der oben bereits genannten Risikofaktoren kann es bei Parkinson- Betroffenen zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen, insbesondere Vitamin-B12, Vitamin-B6 und Folsäure. In neueren Studien wird auch über einen Mangel an Niacin berichtet. Allerdings ist ebenfalls bekannt, dass eine ungezielte „Gießkannenbehandlung“ mit Vitamin-B-Komplex-Präparaten unter Umständen sogar schädlich sein kann. Insbesondere eine Überdosierung mit Vitamin-B6 kann zu einer Hemmung der L-DOPA-Wirkung führen! Allerdings scheint es nur bei synthetischen Vitaminpräparaten zu einer solchen Überdosierung zu kommen, nicht bei natürlichen Vitaminen in der Nahrung. Eine Ersatztherapie mit B-Vitaminen sollte deshalb erst dann erfolgen, wenn durch eine Blutuntersuchung ein Mangel festgestellt wurde. Ein deutlicher Mangel an Vitamin-B12 kann rasch durch Injektionen ausgeglichen werden, danach kann auf eine orale Therapie umgestellt werden. Leichte Mangelzustände an Vitamin-B6 können über die Ernährung ausgeglichen werden. B6 findet sich unter anderem in Hülsenfrüchten, Nüssen, Kräutern und Gewürzen.

Eine mediterrane Ernährung ist reich an diesen Antioxidantien und soll vor Parkinson schützen. Für entsprechende NEM konnte bisher jedoch keine solche neuroprotektive Wirksamkeit bei Betroffenen nachgewiesen werden.

Ubichinon ist strukturell verwandt mit den Vitaminen K und E und ist als Coenzym innerhalb der Atmungskette an der Energiegewinnung beteiligt. Da bei der Parkinson-Krankheit eine Störung der Zellatmung vorliegt, wurde die Hypothese aufgestellt, dass durch hoch dosiertes Coenzym Q10 ein neuroprotektiver Effekt erzielt werden kann. Dafür sprachen Ergebnisse aus Zellkulturstudien und im Parkinson-Tiermodell. In einer von der Parkinson-Study-Group (QE3) durchgeführten Studie mit 600 Patienten gelang es jedoch nicht, die Krankheit in einem sehr frühen Stadium zu verlangsamen. Unter Beachtung des Studienergebnisses kann die Einnahme von Q10 zur Neuroprotektion bei Parkinson-Patienten in frühen Krankheitsstadien nicht empfohlen werden.

Für nikotinhaltige Nahrungsmittel, einschließlich Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Chili und Paprika, konnte ein reduziertes Parkinson-Risiko bei Männern und Frauen nachgewiesen werden, die nie geraucht hatten. Lycopin, der rote Farbstoff der Tomate, konnte im Tierversuch dopaminerge Nervenzellen vor oxidativem Stress schützen. Senfölglykoside verfügen im Tierversuch über einen antioxidativen Effekt. Sie befinden sich besonders in Kreuzblütengewächsen, wie Brokkoli, aber auch in Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Meerrettich, Rucola, Kresse und Senf. Sie verleihen diesen Gemüsearten ihren charakteristischen scharfen Geschmack. Für mehrere Farbstoffe (Anthocyane) in roten Beeren und Gemüse wurde eine hemmende Wirkung auf die Monoaminooxidasen (MAO) A und B nachgewiesen. Besonders reich an Anthocyanen sind Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Heidelsowie Holunderbeeren, außerdem Weintrauben, Kirschen, rote Bete und Rotkohl. Auch für carotinhaltige Lebensmittel (u. a. Grünkohl, Karotten, Süßkartoffeln, Petersilie) und Beta-Carotin wurde in epidemiologischen Studien ein neuroprotektiver Effekt nachgewiesen: Sie verfügen über antioxidative Eigenschaften und schützen vor freien Radikalen. Systematische klinische Studien mit Parkinson-Patienten fehlen. Bei der Gewinnung von Sojaöl fällt als Nebenprodukt Sojalecithin an, welches u.a. das Isoflavon Genistein (Sojabohne, Tofu, Kichererbsen, Kidney-Bohnen, Brokkoli, dunkle Schokolade) und Vitamin E enthält. In Tierversuchen zeigte Genistein neuroprotektive Eigenschaften und verbessertes Lernen und Gedächtnis.

Es fehlen systematische Studien mit Parkinson-Patienten. Bockshornklee (BHK) werden zellschützende, antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Neben Vitamin C, Eisen, Kalzium und Magnesium enthalten Bockshornkleesamen u.a. Steroidsaponine, Bitterstoffe und Trigonellin. Den im Tee enthaltenen Polyphenolen Theaflavin oder Epigallocatechin-Gallat werden antioxidative, antiapoptische und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Aufgrund der Erkenntnisse aus zahlreichen präklinischen Studien wurden Polyphenole aus grünem Tee zur Behandlung von Denovo-Parkinson-Patienten getestet. Die Studie konnte jedoch keinen Effekt feststellen. Neben Coffein enthält Kaffee u.a. Theophyllin, verschiedene Flavonoide und Gerbstoffe mit antioxidativem Effekt. Coffein und synthetische Adenosin-A2A-Antagonisten werden in klinischen Phase-II- und -III-Studien zur symptomatischen Behandlung von Parkinson untersucht. Istradefyllin, ein A2A-Adenosinrezeptor-Antagonist und ein Analogon des Coffeins, wurde 2013 in Japan zur Therapie bei Parkinson zugelassen, 2018 in den USA. Die im Rotwein enthaltenen Flavonoide Resveratrol und Quercetin hatten im Parkinson-Tiermodelleinennachweislichen neuroprotektiven Effekt. Ein Teil der neuroprotektiven Wirkung von Rotwein wird auf oligomere Proanthocyanidine (OPC) zurückgeführt. Dabei handelt es sich um z.B. auch in Traubenkernen vorkommende Bioflavonoide, welche sich aus mehreren Flavanolen zusammensetzen. In Traubenkernen sind dies z. B. Catechin, Epicatechin, Epicatechin-Gallat, Epigallogatechin-3-Gallat und Gallocetechin. Sie wirken antioxidativ und entzündungshemmend.

Mehrere Studien fanden bei Parkinson- Patienten niedrigere Spiegel von Eisen, Kupfer und Zink (im Vergleich mit gesunden Kontrollgruppen), während sich der Spiegel für Selen nicht wesentlich unterschied. Die Wirksamkeit von NEM bei Patienten mit einem bestehenden, laborchemisch nachgewiesenen Eisenmangel oder Restless-Legs-Syndrom ist unbestritten. In diesem Fall wird bei Ferritin-Werten unter 50 μg / l eine Substitution mit Eisen empfohlen. Ein Zinkmangel kann zu Wundheilungsstörungen führen, welche bei Parkinson- Patienten gehäuft vorkommen. Ob jedoch eine Substitution bei allen Patienten zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome oder der Prognose führt, ist nicht systematisch untersucht.

Das Gewürz Curcumin wird seit 2500 Jahren in der ajurvedischen und chinesischen Medizin eingesetzt. Es stammt aus dem Rhizom der Gelbwurzel (Kurkuma). Synthetisch hergestellt findet man das Polyphenol Curcumin als E 100 als Farbstoff in Lebensmitteln, aber auch als Aromaträger im Currypulver. Studien lassen auf einen antioxidativen, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Effekt schließen. In Parkinson-Labormodellen zeigte es eine neuroprotektive Wirkung.

Zusammenfassend können Nahrungsergänzungsmittel vor allem aufgrund der durchwachsenen Studienlage zur Wirksamkeit speziell bei Parkinson nur bei einem bereits bestehenden Mangel uneingeschränkt empfohlen werden. Gewürze und eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen,Mineralienund sekundären Pflanzenstoffen sind jedoch unbedenklich und nachgewiesenermaßen von Vorteil. Gegen den drohenden Muskelabbau (Sarkopenie) scheint neben regelmäßiger Bewegung eine Nahrungsergänzung mit Molkeprotein nützlich, zudem sollte von der über Jahre empfohlenen eiweißarmen Kost Abstand genommen werden.

Gertrudis-Klinik Parkinson-Zentrum GmbH 

Neurologisches Fachkrankenhaus

Karl-Ferdinand-Broll Str. 2-4.

D-35638 Leun-Biskirchen 

Telefon: 06473-305-0

Fax: 06473-305-57

E-Mail: info@parkinson.de

Ärztliche Direktorin

 Dr. med. Ilona Csoti

 September 13, 2021

 

Frau Dr. Csoti berichtete mir, daß viele Patienten im Aufnahmelabor nachweisbar überdosiert seien. Besonders Vitamin B6 sei nicht ungefährlich für Parkinson-Patienten, die häufigsten Überdosierungen sehe sie bei der Einnahme von Vitamin-B-Komplex.

Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen in den einzelnen Parkinson-Foren. Der Tenor innerhalb der Communities ist eher Pro NEM und die empfohlene Dosierung ist meist ein sehr subjektives Ergebnis, getriggert durch try and error, und nicht durch ärztliche Empfehlung.

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