Schlaflos trotz Müdigkeit – viele Menschen mit Parkinson kennen dieses quälende Gefühl. Schlafprobleme gehören zu den häufigsten nicht-motorischen Symptomen der Erkrankung und haben weitreichende Folgen für Körper, Psyche und den Umgang mit der Medikation.
In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf die verschiedenen Formen von Schlafstörungen, ihre Ursachen und Auswirkungen – mit einem besonderen Fokus auf REM-Schlafverhaltensstörungen und deren Behandlungsmöglichkeiten.
Die häufigsten Formen von Schlafstörungen bei Parkinson
Nicht alle Schlafprobleme sind gleich. Bei Parkinson treten unterschiedliche Störungen auf – oft in Kombination:
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Einschlaf- und Durchschlafstörungen: Viele Betroffene wälzen sich stundenlang im Bett oder wachen in der Nacht immer wieder auf.
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Fragmentierter Schlaf: Der Schlaf ist brüchig und von vielen kurzen Wachphasen durchzogen.
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Frühes Erwachen: Man wacht lange vor dem Wecker auf und kann nicht mehr einschlafen.
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Restless Legs Syndrom (RLS): Ein unangenehmer Bewegungsdrang in den Beinen verhindert das Einschlafen.
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REM-Schlafverhaltensstörung (RBD): Träume werden mit Bewegungen, Schreien oder Um-sich-Schlagen ausgelebt.
REM-Schlafverhaltensstörung: Wenn Träume zur Gefahr werden
In der sogenannten REM-Schlafphase sind unsere Träume am lebendigsten. Normalerweise sorgt das Gehirn dafür, dass unsere Muskeln in dieser Zeit „ausgeschaltet“ sind. Bei vielen Parkinson-Patient:innen funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht mehr.
Die Folge:
Sie sprechen, schlagen oder treten im Schlaf – nicht selten mit Verletzungsrisiko für sich selbst oder den Partner. Diese REM-Schlafverhaltensstörung (engl. REM Sleep Behavior Disorder, kurz RBD) kann sogar Jahre vor den ersten motorischen Symptomen auftreten und als Frühzeichen gelten.
Auswirkungen auf die On-/Off-Phasen
Schlechter Schlaf wirkt sich direkt auf den Krankheitsverlauf aus:
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Verstärkte Tagesmüdigkeit
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Unvorhersehbare Medikamentenwirkung
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Verlängerte Off-Phasen
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Schwierigerer Start in den Tag („Early Morning Off“)
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Beeinträchtigte Konzentration und Stimmung
Woher kommen die Schlafprobleme?
Schlafstörungen bei Parkinson haben viele Ursachen – oft wirken sie zusammen:
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Dopaminmangel: beeinflusst den Tag-Nacht-Rhythmus
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Medikamente: manche Präparate (z. B. Dopaminagonisten) stören den Schlaf
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Psychische Belastungen: wie Angst oder Depression
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Nächtlicher Harndrang: durch Blasenfunktionsstörungen
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Unruhe durch Schmerzen oder Bewegungsunfähigkeit
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Degeneration von Hirnarealen, die den Schlaf regulieren
Was hilft? – Gegenmaßnahmen und Tipps
Es gibt keine Universallösung, aber viele Ansätze, die helfen können:
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📅 Fester Schlafrhythmus – regelmäßige Zeiten für Schlafen und Aufstehen
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☕ Kein Koffein, Alkohol oder schwere Mahlzeiten am Abend
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🧘 Entspannungstechniken – wie progressive Muskelentspannung oder Atemübungen
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🛏️ Optimierung der Lagerung – z. B. mit Spezialkissen oder Pflegebetten
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🧠 Behandlung von Begleiterkrankungen – wie Depression oder RLS
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💊 Medikamentenanpassung – z. B. retardiertes Levodopa für die Nacht
Clonazepam: Hilfe bei REM-Schlafverhaltensstörung?
Ein bewährtes Mittel gegen RBD ist Clonazepam, ein Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Es reduziert die nächtlichen Bewegungen deutlich und verbessert die Schlafqualität.
Doch Vorsicht:
Clonazepam ist nicht nebenwirkungsfrei und sollte nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Nebenwirkungen:
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Tagesmüdigkeit
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Sturzrisiko, besonders im höheren Alter
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Potenzial zur Abhängigkeit
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Atemdepression bei Vorerkrankungen
🔍 Die Behandlung sollte niedrig dosiert, zeitlich begrenzt und individuell angepasst erfolgen. Eine alternative Option ist Melatonin, das eine sanftere Wirkung entfalten kann – aber oft weniger effektiv ist.
Kurzübersicht: Formen, Ursachen und Hilfe
Bereich | Beschreibung |
---|---|
Häufige Störungen | Einschlafprobleme, fragmentierter Schlaf, RBD, RLS, frühes Erwachen |
REM-Schlafverhaltensstörung | Ausleben von Träumen mit Bewegungen, Schreien oder Sprechen |
Ursachen | Dopaminmangel, Medikamente, Blasenschwäche, Depression, neurodegenerative Prozesse |
Auswirkungen | Erschöpfung, Medikamentenwirkung schwankt, On-/Off-Phasen verschlechtern sich |
Behandlung allgemein | Schlafhygiene, Lagerung, Medikamente anpassen, psychische Begleiterkrankungen therapieren |
Behandlung bei RBD | Clonazepam – wirksam, aber mit Nebenwirkungen; ggf. Melatonin als Alternative |
Quellen
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Deutsche Parkinson Gesellschaft (DPG) – Patientenleitlinie 2024
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Parkinson-Kompass – Zender, J. (2023)
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American Academy of Neurology – REM Sleep Behavior Disorder Guidelines
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Schön Klinik München – Vortrag Prof. Dr. Ceballos-Baumann (2024)
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Schredl, M. (2021): Schlafstörungen bei neurologischen Erkrankungen, Springer
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Djamshidian A. et al. (2013): Sleep in Parkinson’s disease, Int. Review of Neurobiology
Hinweis:
Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung. Sprechen Sie bei anhaltenden Schlafproblemen mit Ihrem behandelnden Neurologen oder einer spezialisierten Parkinson-Sprechstunde.