Konzepte der Logopädie
Ein Vortrag von Dina Roos, Logopädin
Vortrag von Dina Roos, Logopädin
Logopädie bei Parkinson: Neue Einblicke in Therapiekonzepte
München – Ein hochinteressanter Vortrag von Logopädin Dina Roos beleuchtete kürzlich die Herausforderungen und Therapiemöglichkeiten im Bereich der Logopädie für Menschen mit Parkinson. Der Vortrag, der im Rahmen der Parkinson Schule stattfand, bot tiefe Einblicke in die komplexen Zusammenhänge von Stimme, Artikulation und Schlucken und präsentierte innovative Therapieansätze.
Die Herausforderungen der Kommunikation
Roos betonte, dass viele Parkinson-Patienten mit Kommunikationsstörungen zu kämpfen haben. Häufig wiederkehrende Klagen sind eine leisere Stimme, undeutliche Aussprache und verwaschene Artikulation. Dabei zeigte sie auf, dass eine Diskrepanz zwischen der Eigenwahrnehmung der Betroffenen und der tatsächlichen Veränderung der Stimme besteht. Viele Patienten haben nicht das Gefühl, leiser zu sprechen, obwohl dies objektiv der Fall ist.
Die Entstehung der Stimme und ihre Beeinträchtigung
Anschaulich erklärte Roos die physiologischen Grundlagen der Stimmbildung. Sie verdeutlichte, wie wichtig die präzise Bewegung der Stimmlippen und eine stabile Atmung für eine klare und laute Stimme sind. Bei Parkinson kann die reduzierte Muskelbewegung und die flachere Atmung zu einer leiseren und monotoneren Sprechweise führen.
Der Zusammenhang von Stimme und Artikulation
Eine der zentralen Thesen des Vortrags war der enge Zusammenhang zwischen Stimmstärke und Artikulationsfähigkeit. Roos demonstrierte, dass eine gesunde, stimmliche Lautstärke mit einer präziseren Artikulation, einer größeren Mundöffnung und aktiveren Lippenbewegungen einhergeht.
Schluckstörungen: Ein unterschätztes Problem
Roos ging auch auf das häufig unterschätzte Problem der Schluckstörungen (Dysphagie) bei Parkinson-Patienten ein. Sie erklärte, wie die Muskulatur, die für das Sprechen zuständig ist, auch beim Schlucken eine entscheidende Rolle spielt. Die verzögerte Schluckreaktion und die damit verbundene Gefahr der Aspiration (das Eindringen von Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege) wurden als ernstzunehmende Risiken hervorgehoben. Besonders auf die „stille Aspiration“ wies Roos hin, die von Betroffenen oft nicht wahrgenommen wird, aber gefährliche Lungenentzündungen nach sich ziehen kann.
Therapieansätze: Defizitspezifisch vs. Ganzheitlich
Im Hinblick auf die Therapie unterschied Roos zwei grundlegende Ansätze:
Das LSVT-Loud-Konzept
Ein Schwerpunkt des Vortrags lag auf dem LSVT-Loud-Konzept. Roos erklärte, dass Parkinson-Patienten aufgrund einer veränderten Wahrnehmung häufig das Gefühl haben, zu laut zu sprechen, obwohl ihre Stimme objektiv leiser geworden ist. LSVT-Loud zielt darauf ab, diese Wahrnehmung zu korrigieren und durch intensives Training eine gesündere Lautstärke dauerhaft zu etablieren. Die Methode erfordert ein hohes Maß an Engagement von den Patienten, führt aber zu einer signifikanten Verbesserung der neuronalen Vernetzung und somit auch der Kommunikationsfähigkeit.
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit
Roos betonte die Notwendigkeit einer konsequenten und langfristigen Anwendung der Therapieansätze. Das LSVT-Loud-Konzept erfordert beispielsweise eine intensive Behandlungsphase und eine tägliche Trainingsroutine, um die erzielten Erfolge zu erhalten.
Fazit
Der Vortrag von Dina Roos bot einen umfassenden und praxisnahen Einblick in die logopädische Behandlung von Parkinson. Er machte deutlich, wie wichtig eine genaue Diagnostik und ein individuell zugeschnittener Therapieplan sind, um die Kommunikationsfähigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Die Botschaft des Vortrags war klar: Mit gezielten und konsequenten Maßnahmen können die sprachlichen Herausforderungen bei Parkinson erfolgreich bewältigt werden.
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