Liuwei Dihuang (LWDH) – Hoffnung aus der Kräutermedizin bei Parkinson?

 

 

Ein Beitrag von Jürgen Zender

 

Kann ein klassisches Kräuterrezept aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dabei helfen, den Verlauf der Parkinson-Krankheit zu beeinflussen? Eine wachsende Zahl an Studien sagt: Ja – zumindest unterstützend. Die sogenannte Liuwei Dihuang-Formel (LWDH) rückt dabei immer stärker in den Fokus.

🌿 Was ist Liuwei Dihuang?

Liuwei Dihuang ist eine seit Jahrhunderten verwendete Kräutermischung aus der TCM. Sie besteht aus sechs Komponenten:
– Shudihuang (Rehmannia glutinosa)
– Shanyao (Dioscorea opposita)
– Shanzhuyu (Cornus officinalis)
– Fuling (Poria cocos)
– Mudanpi (Paeonia suffruticosa)
– Zexie (Alisma orientale)

Traditionell wird sie zur „Nierentonisierung“ und allgemeinen Vitalisierung eingesetzt – in der modernen Medizin interessieren vor allem ihre zellschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.

🧪 Was sagt die Forschung bei Parkinson?

1. Schutz für dopaminerge Nervenzellen
In Zell- und Tiermodellen konnte eine wasserbasierte Extraktform (LWDH-WE) oxidativen Stress reduzieren, Entzündungsreaktionen hemmen und den Zelltod (Apoptose) in dopaminproduzierenden Nervenzellen verhindern.
In Parkinson-Mäusen (MPTP-Modell) bewirkte LWDH:
– mehr erhaltene Nervenzellen in der Substantia nigra
– deutlich bessere Bewegungsleistungen im Verhaltenstest

  1. Wirkstoffe mit gezieltem Effekt
    Eine Netzwerk-Analyse entdeckte über 200 aktive Pflanzenstoffe, darunter:
    – Quercetin
    – Stigmasterol
    – Kaempferol
    – Beta-Sitosterol   

    Diese Stoffe zeigten in molekularem Docking eine starke Bindung an Zielproteine, die für Entzündungshemmung, Zellschutz und Nervenreparatur entscheidend sind – darunter AKT1, VEGFA, IL-6 und der MAPK-Signalweg.

  2. Ergebnisse in klinischen Studien
    Eine Metaanalyse von 14 hochwertigen Studien (1.311 Patienten) ergab:
    – Signifikante Verbesserungen bei motorischen Symptomen
    – Besserer Gesamtscore im UPDRS
    – Weniger Depressionen und Schlafstörungen
    – Mehr Lebensqualität   

    Wichtig: Diese Effekte zeigten sich nur in Kombination mit Standardmedikamenten wie Levodopa. Als alleinige Therapie war LWDH nicht überlegen.

📝 Zusammenfassung

Zellschutz: weniger oxidativer Stress, Schutz vor Zelltod
Wirkstoffe: Quercetin, Stigmasterol, Kaempferol u. a.
Zielstrukturen: AKT1, VEGFA, IL-6, MAPK
Klinische Vorteile: UPDRS-Verbesserung, Schlaf, Stimmung
Anwendung: nur als Zusatztherapie sinnvoll

⚠️ Was gilt es zu beachten?

– Qualität schwankt stark – nur standardisierte Präparate mit geprüften Wirkstoffgehalten verwenden.
– Mögliche Wechselwirkungen mit Parkinson-Medikamenten: vorher ärztlich abklären!
– Langzeitdaten fehlen noch, doch die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend.

Fazit

Liuwei Dihuang ist kein Wundermittel – aber es könnte eine wertvolle Begleittherapie sein. Es wirkt dort, wo Parkinson besonders angreift: an der Substanz der Nervenzellen. Wer offen ist für ergänzende Ansätze aus der Naturheilkunde und sie sorgfältig eingebettet in die Schulmedizin nutzt, könnte profitieren.

📚 Quellenverzeichnis:
1. Zhang et al., *Frontiers in Pharmacology*, 2023: „Pharmacological Mechanism of LWDH in Parkinson’s Disease Based on Network Pharmacology and Molecular Docking“
2. Wang et al., *NeuroReport*, 2022: „Neuroprotective effect of Liuwei Dihuang in MPTP-induced mouse model“
3. Li et al., *Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine*, 2024: „Meta-analysis on the efficacy of TCM combination therapy in Parkinson’s disease“

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