Fahrt nach Westen
1988 wollte ich nach Westdeutschland fahren. Zu Tante Maria , denn sie war schon hochbetagt an Jahren. Es war der 96. Geburtstag, da wollt ich sie beehren, wer konnte mir diesen Wunsch verwehren?
Nummer 1 war meine Chefin. Die fragte“WAS IST IHR Begehren?“ Sie verfasste ein Schreiben an den Kreisschulrat und gab es mir. Ich ging mit gemischten Gefühlen zu ihm hin, gab ihm das Schreiben. Was stand da wohl drin?
Er sagte NEIN. Sie dürfen nicht nach Westdeutschland fahren, da lauern für Sie zu viele Gefahren. So ging ich nach Hause mit traurigem Sinn und überlegte, wo gehe ich jetzt noch hin?
Da fiel meinem Mann Innenminister Dickel ein. ER bekam einen Brief von mir und ich einen von ihm zurück. Stand da wohl ein „Ja“ drin hatte ich etwa Glück? Ich ging zum Kreisschulrat. ER sagte auch diesmal Nein. Das war für mich aber noch nicht das Aus. Zum Bezirksschulrat ging ich nun mit meinem Begehren. Mit dem Brief von Innenminister Dickel in der Hand. Darf ich nun fahren nach Westdeutschland?“ Sie dürfen fahren, wenn es ihre Chefin gestattet und der Kreisschulrat auch. Ich ging ein drittes Mal zu ihm. Er blieb hart und wieder kam das Nein.
Ich sagte „Was kann ich dafür, dass ich VERTRIEBENE BIN UND ALLE Verwandten auch,
Nur alle sind in Westdeuschland und ich bin hier.
Ich ging zur Tür und blieb stehn und sagte wütend “ Kann nur hoffen, die Tante wird 100 und die Grenzen sind offen.“
Die Tür knallte ins Schloss. So hart konnte nur der Kreisschulrat sein.
Ein Jahr danach kam die Wende, die Grenzen waren offen. So fuhr ich zu Tante Maria.
Als ich meine Kaderakte bekam, sah ich mir das Schreiben meiner Chefin an.
darin stand:
ES GIBT KEINEN HUMANITÄREN GRUND EINEN PÄDAGOGEN ZU EINEM 96. GEBURTSTAG NACH WESTDEUTSCHLAND FAHREN ZU LASSEN“
Ich kann es nicht fassen!
Lindi